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Cake day: June 13th, 2023

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  • Naja. Das Volt-Plakat wurde ja nicht des Inhalts (den es eh nicht hat) sondern der Sprache wegen abgelehnt. Die von Ströer wollen halt ihren weichgespülten Wohlfühl-Infotainment-Quartsch an den Mann bringen und da ist das Plakat nicht ad firendly genug. Wenn man sich als Partei sonen durchschaubaren Marketing-Stunt leistet wie dieses Plakat, ist es ein bisschen albern, sich dann darüber zu beschweren, wenn der kalkulierte Effekt eintritt.











  • Worldbuilding, character development und Spannungskurven sind einfach keine Kategorien, mit denen man sich einem 100 Jahre alten Buch nähern kann. (Oder von was für Büchern redest du?) Es gibt keine Regeln für gute Texte. Es gibt ästhetische Ideale, die ein Autor verfolgen kann, die sich über die Zeit ändern und es ist gerade das Spannende an solchen Texten, eine Ästhetik zu erleben, die den eigenen Erwartungen widerspricht.

    Um die These mit den Details etwas verteidigbarer und weniger pauschal zu machen: es gibt natürlich bedeutsamere und weniger bedeutsame Details und in einem Roman werden die kleinsten Teile weniger zum Ganzen beitragen als in einem Gedicht. Aber in einem Werk, das einen gewissen künstlerischen Anspruch an sich selbst stellt, ist es immer möglich, dass auch scheinbar kleine Dinge bedeutsam sind. Und oft sind das in solchen Texten symbolische Beziehungen, was in 0815-Romanen halt eine eher geringe Rolle spielt. Die Aufgabe von Deutschunterricht wäre, die Augen für solche Interpretationsmöglichkeiten zu öffnen, was aber natürlich nicht geht, wenn die Schüler bei jeder symbolischen Deutung sofort prätentiöse Überinterpretation vermuten (und wenn der Deutschlehrer nicht interpretieren kann, wie es meistens der Fall ist). Damit schießen die Schüler sich übrigens nur selbst ins Knie, weil 1. die Texte ohne die symbolische Ebene stinklangweilig sind, und 2. wenn man erst mal den Blick dafür verschärft hat, an den unverhofftetsten Ecken auch in populäreren Texten Beziehungen erkennbar werden, was das ganze Kulturkonsumerlebnis unwahrscheinlich bereichern kann. Es gäbe so viel zu entdecken, wenn man mal für fünf Minuten den antiintellektuellen Beißreflex aufgeben würde.

    Das mit den Literaturkritikern verstehe ich nicht wirklich, sorry. Ich bin auch kein Freund von Kanonbildung und halte Goethe, Schiller und diese Leute nicht für den Höhepunkt der deutschen Literatur, aber ich würde nicht sagen, dass man den Klassikerstatus aller Autoren nur daran festmachen kann, dass sie unpopulär sind (und damit schlecht, denn der Massengeschmack irrt nie), und irgend ein Edgelord sich damit profilieren wollte, sie für toll zu erklären (wenn das das ist was du sagst, ich verstehe es wie gesagt nicht ganz).


  • für Romane macht das kaum jemand

    Wenn man sich nicht vorstellen kann, das jemand sich diese Mühe macht, und es deshalb nicht für plausibel hält, wird man sich natürlich nicht davon überzeugen können, weil man sich selbst nie die Mühe machen wird, einen Roman so genau zu lesen.

    Niemand wird dazu gezwungen, ein Buch zu schreiben. Die meisten Schriftsteller hatten keine Mindestseitenzahlen zu erfüllen. Wenn etwas da steht, hat das meistens zumindest irgendeinen Grund. Wahrscheinlich hat es sogar in jedem Schundroman einen Grund, nur einen weniger kreativen.

    viele der klassischen Literaturkritiker-Favoriten (also die Bücher die bei den Leuten beliebt sind die quasi nichts mögen was populär oder unterhaltsam ist)

    Das ist einfach nur das typische Hochkultur-Bashing, was soll man dagegen sagen. Du kannst es dir nicht vorstellen, aber es gibt Leute, die alte Bücher nicht nur zur bildungsbürgerlichen Selbstbefriedigug lesen. Was man unterhaltsam findet, ist eben von Person zu Person unterschiedlich.



  • Nicht Überinterpretation, aber schlechte Interpretation ist ein Problem. Überinterpretieren im landläufigen Sinne (also: in zufällige Details Bedeutung legen, die sie nicht haben, weil sie zufällig sind) geht bei solchen Büchern nicht, weil es kaum zufällige Details gibt. Nur wenn man zu blöd zum interpretieren ist, weil man in seinen Literatur-Proseminaren nur im Zalando-Katalog geblättert hat, und dann vor den Schülern irgendetwas zusammenschustert (weil, interpretieren ist ja subjektiv und da kann man eh nix falschmalchen), um zu kaschieren, dass man von Literatur keine Ahnung hat, dann werden die Schüler natürlich auch keinen Spaß dran haben.