Eine Radfahrerin wird auf der Ollenhauerstraße von einem abbiegenden Muldenkipper überrollt und schwer verletzt. Der sichere Radweg wird nach einer Blockade der CDU am Freitag freigegeben.
Am Dienstagnachmittag ist eine Fahrradfahrerin in der Ollenhauerstraße in Berlin-Reinickendorf bei einem Verkehrsunfall schwer verletzt worden. Der Unfall geschah drei Tage vor Eröffnung eines neuen, sicheren Radwegs. Eigentlich hätte der neue Radweg bereits im Juni eröffnet werden sollen, doch Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) stoppte die Arbeiten zunächst – es folgte ein monatelanger Streit.
Ein Lkw-Fahrer hatte die Radlerin am Dienstag beim Rechtsabbiegen in die Lindauer Allee angefahren und überrollt. Die 42-Jährige wurde von der Feuerwehr mit schweren Verletzungen in ein Krankenhaus gebracht, sie sei ansprechbar, hieß es.
Nach Polizeiangaben fuhr die Frau noch auf dem alten Hochbord-Radweg, sie wollte geradeaus: der klassische Rechtsabbiegeunfall. Seit 2021 dürfen die Fahrer von Lkw über 3,5 Tonnen beim Abbiegen nur mit Schrittgeschwindigkeit fahren. Dies soll solche Unfälle wie jetzt wieder in Reinickendorf verhindern. Zum Tempo des Muldenkippers sagte die Polizei nichts.
Seit Monaten wird um einen sicheren Radweg in dieser stark befahrenen Straße gestritten. Dieser sollte eigentlich im Juni eröffnet werden, die CDU stoppte dies und ließ den Radweg mit gelben Markierungen annullieren. Dagegen gab es heftigen Protest, die Deutsche Umwelthilfe (DUH) klagte.
Die DUH hatte angekündigt, die Klage zurückzuziehen, sobald der Radweg fertig ist. Im Juli hatten Umwelt- und Verkehrsverbände zu einer Demo für eine schnelle Lösung in der Ollenhauerstraße aufgerufen. Letztlich gaben die CDU im Bezirk sowie die Verkehrssenatorin Manja Schreiner im Juli nach und akzeptierten die alte Planung.
Der grüne Verkehrspolitiker Stefan Gelbhaar schrieb bei X, ehemals Twitter: „Ein fertig gestellter, sicherer Radweg wird monatelang nicht eröffnet. Das ist ideologische Verkehrspolitik. Und hier sind die Folgen.“ Das Beispiel zeige einmal mehr, dass das Fehlen von sicheren Radwegen ein akutes Sicherheitsrisiko für alle Radfahrenden sei, teilte Niklas Schenker, Sprecher für Radverkehr der Berliner Linken, mit. „Mit ihrem pauschalen Radwegestopp hat Senatorin Schreiner leichtfertig den Bau von neuen, sicheren Radwegen wochenlang blockiert. Das ist unverantwortlich. Ein solches Vorgehen darf sich keinesfalls wiederholen“, so Schenker weiter.
Unfallforscher verweisen darauf, dass die Gefahr durch Rechtsabbieger auch künftig bleibt. Egal ob Poller-Radweg oder Hochbord-Radweg: Beide stoßen irgendwann auf Kreuzungen und dann wird es gefährlich, hatte Unfallforscher Siegfried Brockmann gesagt: „Je höher die Kreuzungsdichte und je stärker der Radverkehr, desto schwieriger wird es.“ Auch der Büroleiter von Reinickendorfs CDU-Verkehrsstadträtin Julia Schrod-Thiel betonte, dass die Kreuzung „von der aktuellen Maßnahme nicht umfasst“ werde.
Die Reinickendorfer Bezirksverordnetenversammlung hatte mit den Stimmen von SPD, Grünen und FDP im April für die Ollenhauerstraße eine berlinweit einmalige Lösung gefunden: Künftig darf nachts und an Wochenenden links neben dem Fahrradstreifen geparkt werden. So gibt es für den motorisierten Individualverkehr tagsüber weiter zwei Fahrspuren. Dafür wurde eigens ein neues Verkehrsschild entworfen. Stadträtin Julia Schrod-Thiel teilte mit, dass die verkehrsrechtliche Anordnung erst am 10. August erlassen wurde, es habe also keine Verzögerung durch die Verkehrsverwaltung gegeben. Das nächtliche Parken gelte zunächst „versuchsweise“.
Der FDP-Bezirksverordnete David Jahn sagte, dass der Unfall mit dem neuen Radweg möglicherweise verhindert worden wäre. „Die Sichtbarkeit von Radfahrern ist einfach höher.“ Jahn ärgert sich über die Blockade der CDU, letztlich wurde nun genau der alte Plan doch umgesetzt. Nach Jahns Angaben soll der Radweg an diesem Freitag eröffnet werden, und zwar auf beiden Seiten der 1,5 Kilometer langen Ollenhauerstraße zwischen S-Bahn-Brücke und Kurt-Schumacher-Platz.
Während der Unfallaufnahme war die Ollenhauerstraße ab Kienhorststraße bis zur Lindauer Allee für mehr als vier Stunden gesperrt.
Hier kann man den besagten "Hochbordradweg" auf der Ollenhauer Straße kurz vor der Unfallkreuzung bewundern, den die CDU für ausreichend hält:
(Quelle: Ichglaubethackt aus den Kommentaren)
Sofort wegbuchten diese
KleberBlockierer, die machen so was ja schließlich mit Ansage, das sollte ein ganz klarer juristischer Fall sein!