• Kantapper_Kantapper@feddit.de
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    1 year ago

    Fachperson hier.

    Moor-Renaturierung geht überall langsam voran.

    Gründe: Das Potenzial für den Klimaschutz wurde ausserhalb der Naturschutz-Blase lange unterschätzt, vor Allem bei den alteingesessenen Parteien. Es gab auch vorher bereit sehr gute Gründe Moore zu schützen (massiv bedrohter Lebensraum, alle Moorarten auf der roten Liste). Wurde aber erst seit kurzem durch die Klimakrise politisch populär, v A weil man gemerkt hat, dass man hier auf weniger Fläche (vgl mit Wald) viel Kohlenstoff senken kann. Jetzt haben es auf einmal alle sehr eilig und versprechen das Blau vom Himmel herab.

    Wiedervernässungen sind Großprojekte. Es bedarf der Zustimmung ALLER Eigentümer innerhalb des Projektgebietes, da man nicht auf Einzelflächen vernässen kann und es dazwischen trocken bleibt. Teils werden für so etwas dann Flurneuordnungen gemacht, die gerne Mal zehn Jahre dauern. Es braucht artenschutzrechtliche und hydrologische Gutachten, Pflegepläne, rechtliche Abwägungen. Wasserbehörde, Bodenschutzzbehörde, Naturschutzbehörde, Forstbehörde, alle müssen gehört werden. Oft muss ein Konsens gefunden werden, wenn die Rechtslage widersprüchlich ist. Dazu Öfdntlichkeitsabrit ohne Ende, weil die Landwirte sich enteignet fühlen und die Bürger Angst vor Moskitos, Bibern und hässlichen Sümpfen vor der Haustüre haben.

    Viele trockengelegte Moorflächen sind für die landwirtschaftlichrn Betriebe (Milchvieh, Biogas) das Rückgrat. Grund: Gute Wasserversorgung + sich Abbauender Torf setzt Nährstoffe frei, die Flächen düngen sich selbst (und setzten dabei tonnenweise CO2 frei). Keiner gibt sowas freiwillig her. Nach der Vernässung lässt sich nach aktueller Landwirtschaft mit dem Aufwuchs wenig anfangen, Einstreu für den Stall evtl noch. Neue Verwertungsmöglichkeiten wie Dämmstoffe aus Rohrkolben etc sind sehr teuer und kaum nachgefragt, die Wertschöpfungskette mehr oder weniger nicht existent. Man kann natürlich mit Ausgleichszahlung arbeiten, die aktuellen Sätze sind aber oft unattraktiv für die Landwirte. Nasse Böden brauchen Spezialmaschinen, die gekauft werden müssten, das kostet und muss zum Betrieb passen.

    D.h. selbst wenn ein Bundesland ernst macht und viel Geld in die Hand nimmt, dauert sowas. Abgesehen davon, dass die meisten Behörden überlastet sind und erstmal Personalstellen für die Koordination der Projekte geschaffen werden muss…

    Es ist nicht unmöglich, aktuell aber noch kompliziert und langwierig und mit viel Diskussion und öffentlicher Überzeugungsarbeit verbunden.