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Cake day: June 11th, 2023

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  • Das hier ist jetzt eine Perspektive aus der Schule des Realismus und klar geopolitisch. Aber auch andere Schulen würden zu dem Ergebnis kommen, dass ein Sieg Russlands für liberale Demokratien und die Bekämpfung des Klimawandels schlecht wäre:

    Aus sicherheitspolitischer Perspektive wurden der Ukraine bestimmte Versprechen gemacht (im Tausch gegen Atomwaffen), die bei einem Sieg Russlands (oder sogar einem Phyrussieg der Ukraine) nicht eingehalten wurden. Die Welt bewegt sich auf eine multipolare politische Ordnung zu, was Sicherheitsfragen neuen Wert gibt; leicht erkennbar an den neuen Tönen aus dem Verteidigungsministerium. Wenn die Versprechen gegenüber der Ukraine nicht eingehalten werden, bedeutet das für jeden Akteur in einer multipolaren Welt, dass auf größere Bündnispartner kein Verlass ist, weshalb die atomare Bewaffnung für jeden Staat, der dazu in der Lage ist, naheliegend wird. Finde ich persönlich ungünstig.

    Parallel dazu gibt es natürlich noch die ökonomische und ökologische Perspektive. Russland ist nicht nur Fossilstofflieferant, sondern versteht sich auch als Arktis-Hegemon. Ob durch Serverfarmen, Wind/Wasserenergie oder wegen seltener Erden für ein Wegkommen von Fossilen Brennstoffen notwendig sein könnten, die Arktis spielt eine wichtige Rolle in der energetischen und damit geopolitischen Zukunft. Ein Sieg in der Ukraine könnte ein Fortführen der russischen Salami-Strategie bedeuten. Gleichzeitig kostet der Krieg Russland nicht nur viel Geld, sondern auch Expertise, ausländische Investitionen und moderne Technologien. Der einfachste Weg für Russland aus diesem Dilemma raus ist billiger Fossilbrennstoff, der weder neue Technologien noch ausländische Investitionen benötigt. Technologien und Investitionen werden jedoch benötigt, um Rohstoffe für eine Energiewende zu bekommen, weshalb diese herausgezögert wird.

    Dieser Effekt wird natürlich noch dadurch gestärkt, dass Russland Länder an sich binden will und bereits jetzt den Krieg durch billige fossile Brennstoffe finanzieren muss, was für anderen Länder eine Energiewende verständlicherweise weniger opportun macht.















  • Dass man andere Aktionen nicht mitbekommt stimmt überhaupt nicht. Im Gegenteil.

    Das erste Argument, das in solchen Diskussionen immer angebracht wird ist “probiert was anderes”. Insofern scheint das Wissen über diese Alternativen nicht sonderlich verbreitet zu sein, sonst würde man ja die Frage stellen, warum eben nicht diese Alternativen nutzt. Und das bringt uns direkt zum nächsten Punkt: Es passiert nichts. All diese Aktionen haben nicht genug geändert. Und der Klimawandel lässt uns nicht die Zeit, das Problem durch ewig langen graduellen Wandel zur Zufriedenstellung aller Fossilinvestoren zu verschleppen.

    Und es wird auch ausschließlich über die Mittel diskutiert, was uns auch kein Stück weiter bringt.

    Die LG hat wohl die weichsten Forderungen die man sich vorstellen kann. Bei F4F wurde hingegen gerne über die Forderungen gesprochen, weil die vergleichsweise so unklar und unrealistisch waren, dass sie als Kinderfantasien abgetan werden konnten. Ich gebe dir Recht, dass zu viel über die Mittel gesprochen wird, aber das scheint mir eher ein Problem von Medien zu sein.

    Das Thema ist allen bekannt. Es muss keine Aufmerksamkeit für Klimaschutz gesucht werden. Die die es aktuell nicht ernst nehmen wissen davon. Es wird nur nicht ernst genommen oder es wird aus Geldgier schlicht ignoriert. Und da ändert auch die tausendste Straßenblockade nichts. Es geht völlig am Kernproblem vorbei.

    Die Verzweiflung sehe ich, die Ziele trage ich mit, aber die Methoden sind und bleiben einfach scheiße.

    Und am Ende wählen sie alle rechts weil der durchschnittliche Deutsche die politische Objektpermanenz eines Goldfisches besitzt und die eigenen Probleme scheinbar nur für lösbar hält, in dem der rechte Arm gehoben wird.