DaNn sOLLeN DiE LeUtE HaLt MeHr aRbEiTen!!!11!!!1!!!11!!1
– gez. irgendein überflüssiger Schlips, der von der Arbeit Anderer im Luxus lebt.
Ich finde dieses Thema immer ein wenig nervig, weil sowohl von linker als auch von (neo-)liberaler Seite gern die Fakten verdreht werden. Ein Verarmen kann man nämllich aus dieser Entwicklung nicht absehen. Der Mittelschicht geht es seit Jahrzehnten in etwa gleich gut, tendenziell sogar immer ein bisschen besser. Verluste bei der Kaufkraft in Bezug auf Immobilien wurden durch Gewinne bei der Kaufkraft in Bezug auf ebenfalls sehr wichtige Dinge wie Nahrung und Kleidung mindestens ausgeglichen. Andererseits ist die Produktivität eben nicht nur gleichgeblieben, sondern hat sich - inflationsbereinigt - um mehr als 50% vergrößert. Diese Vergrößerung ist im Wesentlichen bei den Kapitalgebern gelandet.
Zwei Sachen möchte ich dazu sagen:
- Wenn du nicht drum kämpfst, wirst du keine Gehaltserhöhung bekommen. Geld wird nicht verschenkt
- Du kennst scheinbar die (un)heimliche Kraft des Zinseszins nicht. Dieser macht die Einen wohlhabend und die Anderen abhängig. Auf welcher Seite möchtest du stehen?
Du kennst scheinbar die (un)heimliche Kraft des Zinseszins nicht
Doch, der ist der Grund, warum die Reichen reicher werden und mehr Macht ansammeln. Er macht aber die Armen nicht ärmer.
Natürlich macht der Zinseszins Leute arm. Nenn es Leasing, Abo, Miete, Kreditzins. Du besitzt nichts (oder noch nichts) und zahlst für eine Benutzung von Eigentum anderer. Das treibt Leute in die Privatinsolvenz, wenn diese nicht aufpassen.
Historisch waren Zinsen Mittel der Unterdrückung - sowohl durch Staat als auch Religion. Der „Kirchenzehnt“ ist dein Zinseszins an Gott wegen deiner Schuld auf der Welt zu sein. Steuern sind eine Variante von Zinsen, auch wenn die Begründung heute eine andere ist. Afrika ist verschuldet bis heute, weil die Kolonialmächte Kredite gewährten und die Zinsen so hoch sind, dass die Kredite selbst Jahrhunderte später nicht abgetragen werden konnten.
Also wenn das nicht arm und abhängig macht, dann weiß ich ich nicht was du darunter verstehst
Es gibt nur Reiche wenn es Arme gibt. Genauso können die Reichen nur reicher werden, wenn die Armem ärmer werden. “Du kannst dir zwar kein Dach mehr über dem Kopf leisten, aber das bio Brot passt ohne Probleme in dein budget” ist auch nicht wirklich ein Argument für eine faire und ausgeglichene Gesellschaft.
“Du kannst dir zwar kein Dach mehr über dem Kopf leisten
Wir können uns aber generell noch Dächer über unserem Kopf leisten. Schlimmstenfalls muss man in ein paar Metropolen mit Mitbewohnern leben. Fände ich auch nicht genial, aber solange es Menschen gibt, die Hunger leiden, habe ich Hemmungen das als Armut zu bezeichnen.
Ist Armut für dich erst wenn man unter einer Brücke lebt oder was?
Armut ist meines Erachtens wenn man aus finanziellen Gründen nicht am allgemeinen geschehen der Gesellschaft teilnehmen kann, nicht erst wenn man am Hungertuch nagt. Abgesehen davon, viele Menschen mit Wohnung sparen beim einkaufen damit sie sich den Wohnort weiter leisten können, da bekannt ist, dass wohnungslose noch schlechtere Karten haben, dass es sich jemals bessert. Ich habe nicht nur ein mal von Leuten gelesen, die in der letzen Woche des Monats quas nichts essen, da einfach kein Geld dafür da ist. Ist das dann keine Armut weil die Person ein Dach überm Kopf hat?
Ist es für dich keine Armut wenn Kinder aus armen Familien z.B. wegen ihrer Kleidung sozial ausgeschlossen werden?
Dass du in Kauf nimmst, dass Menschen auf minimalem Wohnraum zusammenleben müssen, damit irgendwelche Investoren den zwölften Porsche kaufen können ist lächerlich.
Ist Armut für dich erst wenn man unter einer Brücke lebt oder was?
Bei Armut geht es für mich um einen objektiv vorhandenen Mangel an materiellen Gütern. Ich würde am ehesten die Definition von extremer Armut nutzen. Ich habe keine Lust das genau auszurechnen, aber deutschen Preisen muss man monatlich irgendwas zwischen 50 und 100 Euro monatlich zur Verfügung haben um nicht mehr als extrem Arm zu gelten. Inklusive Sachleistungen. Danach gibt es in Deutschland praktisch keine Armen. Nicht einmal die Menschen unter der Brücke zählen. Da aber noch ca. 10% der Weltbevölkerung in deartigen Konditionen leben ist das für mich das, worauf man sich bei dem Begriff Armut konzentrieren sollte. Da reden wir von Menschen die wirklich so wenig haben, dass sie auch bei guter Ausgabenplanung riskieren Hunger zu leiden. In diesem Fall muss man tatsächlich mit gewaltigen Lebensmittellieferungen reagieren. Ansonsten sterben Menschen oder erleiden langfristige Schäden z.B. weil die Gehirne von Kindern, die ohne genug Nahrung aufwachsen, sich nicht voll entwickeln.
Was es in Deutschland gibt ist relative Armut. Das ist immer noch ein Problem, aber da eben ein völlig anderes. Wie Du bereits sagtest z.B. eines, dass sich sehr stark im sozialen Bereich zeigt und da hat das mit einem echten Mangel nichts mehr zu tun. Du wirst auf bestimmten Schulen bestimmt auch als Tocher von Multimillinären von den Kindern der Milliadäre gemobbt. Aber das macht dich noch lange nicht arm. Es ist also besser hier von “sozialer Spaltung” als von Armut zu sprechen. Bei Obdachlosigkeit ist es ähnlich. Da geht es auch mehr um psychische als materielle Probleme. Schließlich werden Wohnungen in Deutschland für Menschen ohne Einkommen vom Staat bezahlt. Nur, dass Menschen mit schweren Psychosen oder einer Drogenabhängigkeit es nun einmal nicht ohne weiteres schaffen selbstständig in eine Region mit genug Wohnungen (gibt es immer noch) zu ziehen und dann die notwendigen Anträge einzureichen. Wenn jemand in Deutschland durch das soziale Sicherungsnetzt fällt liegt das also nicht an den zu geringen Transferleistungen, sondern daran, dass wir zu wenig Psychiater und Sozialabeiterinnen und zu viel Bürokratie haben.
da “Reich” und “Arm” einander der nötige Kontext sind eben doch.
Bzw. woher/worin ist die Macht der reichen ? in der Ausbeutung, der Arbeit anderer. -> je extremer der relative Reichtum je größer die Unfreiheit(~Armut) der Armen.
Ja, der Mitte geht es gut, aber für die Leute mit geringerem Einkommen ist die Inflation weniger aussagekräftig, da sie eine andere Ausgabengewichtung haben. Für die sind die Reallöhne noch stärker gefallen. Und selbst für die Mitte ist es ein gefühlter Wohlstandsverlust, wenn der Reallohn zurück geht, auch wenn er im Mittel über lange Zeiträume gestiegen ist.
Allerdings ist die Meldung wohl auch schon ein Jahr alt. Der Grafik nach sind die Löhne 22 auf 23 real stagniert.
Man kann über die Formulierung streiten, aber die Meldung finde ich trotzdem aktuell interessant.
Anfang 2024 sehen wir, dass die Reallöhne 2022 auf das Niveau von 2016 gefallen sind und seit dem dort verharren (auf Basis von aktuellen Daten zu 2023, das gerade zu Ende gegangen ist).
Der Reallohn-Einrbruch auf das Niveau von 2016 war also kein kurzzeitiger Effekt (bei dem Einmalzahlungen geholfen hätten) sondern hat sich verstedigt.
Mein Kritikpunkt an der Grafik wäre, dass dort Tariflöhne genommen werden. Inzwischen sind aber nur noch 41% aller AN im Tarif. Also die Minderheit.
Also kurz mal gegoogelt und bei Destatis die Daten gefunden (https://www.destatis.de/DE/Themen/Arbeit/Verdienste/Realloehne-Nettoverdienste/Tabellen/liste-reallohnentwicklung.html#134646) Und diese werden dort bestätigt.
Für 2023 werden auch noch ca -2% Verluste Kaufkraftverluste anfallen (wirre Grafik in der Seitenmitte https://www.destatis.de/DE/Presse/Pressemitteilungen/2023/11/PD23_456_62321.html)