Eine Gruppe Jugendlicher in Oberhausen griff zwei junge Basketballer aus der Ukraine an. Einer von ihnen starb unmittelbar danach. Nun ist auch sein Teamkollege tot.
Und das kannst weder du noch ich, noch sonst wer aus einem zweiminütigen Zeitungsartikel beurteilen. Deswegen gibt es Gerichte, Kriminalpsychologen usw. Die mutmaßlichen Täter sind in U-Haft. Wenn sie wegen Mord verurteilt werden, dann sind sie bis zu 10 Jahre im Gefängnis. In dem Fall wären für einen 15 Jährigen 40% seines Lebens Gefängnis gewesen. Eher 50% wenn man die frühe Kindheit mit kaum Erinnerungen weglässt.
Wie willst du denn wissen können, dass das keine erhebliche Auswirkung auf das Verhalten haben wird?
Da die Opfer tot sind, kann es keine 1 zu 1 Gerechtigkeit geben, außer wir würden wieder die Todesstrafe einführen, wovon wir zum Glück weit entfernt sind.
Aber es wird nicht gerechter, wenn Menschen den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen, wegen Taten, die sie als Jugendliche begangen haben. Jeder der sich noch an seine eigene Jugend erinnern kann, oder regelmäßig mit Jugendlichen zu tun hat, weiß, dass diese noch ziemlich viel Entwicklung vor sich haben.
Deswegen brauchen wir ein Jugendstrafrecht. Und um der individuellen Entwicklung Rechnung zu tragen, gibt es auch die Übergangszeit von 18-21 wo Täter nach Jugend- oder Erwachsenemstrafrecht beurteilt werden können.
Jugendliche sind einfach noch nicht voll schuldfähig. Und es ist wichtig, die Schuldfähigkeit zu berücksichtigen, etwa auch bei psychisch kranken Tätern.
Aber es wird nicht gerechter, wenn Menschen den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen
Doch, es wäre tatsächlich gerechter. Immerhin haben sie einem anderen Menschen das Leben komplett genommen.
Das längere Strafen nicht zielführend, und wir zudem noch den Entwicklungsstand von Tätern Rechnung tragen, sind ist eine andere Sache, die aber den reinen Gerechtigkeitsbegriff nicht antastet.
Ehrlich gesagt, Mörder sind Mörder. Schwierig, aber ich bin trotzdem für härtere Strafen. Gutes Beispiel für die Problematik ist zum Beispiel der Film “blood diamonds.”
Stimmt alles was du schreibst. Trotzdem will ich nicht, dass Leute, die in einer Nicht-Notwehr-Situation andere Menschen mit einem Messer bedrohen, verletzen oder so wie hier sogar töten frei rumlaufen dürfen, wenn eine realtische Gefahr besteht, dass sich deren Handlungen wiederholen könnten.
Es ist gut, dass das so geregelt ist. Bei der Abwägung zwischen den Rechten des Täters und den Rechten der restlichen Bevölkerung finde ich jedoch, dass die Rechte des Täters zu oft zu stark gewertet werden.
An wievielen Prozessen hast du als Beobachter schon teilgenommen? Was weisst du über den Strafvollzug bei Jugendlichen?
Oft entsteht dein Eindruck bei Bürgern, weil das Strafverfahren eine Blackbox darstellt wo du als Zeitungsleser nur die Straftat und am Ende die Höhe der Strafe mitbekommst (oft erfährt man auch nur die Hauptstrafe und nicht die zusätzlichen, oft erheblichen, Auflagen) aber nicht was zwischen drin alles besprochen wurde, wieviele Menschen und wieviel Fachwissen an der Entscheidungsfindung beteiligt waren, wie hart die Konfrontation mit der Tat im Gericht oft verläuft, noch was nach dem Urteil passiert wenn die Strafe vollzogen wird. Von all denen die sich später nie mehr etwas zu schulden kommen lassen hört man selbstverständlich dann erst recht nichts, also wird der Erfolg der Strafmassnahmen, die du als zu gering ansiehst, für dich auch nicht deutlich.
Ich empfehle sich mal in Gerichtsverhandlungen zu setzen und sich das anzuhören, bei Prozessen mit Jugendlichen ist Publikum allerdings oft ausgeschlossen.
Ansonsten, wenn du vom ganzen Prozess der Ermittlung der Straftat, dem Strafprozess und der Ausführung der Strafe keinen Schimmer hast, finde ich es schwierig wenn du deine Meinung nur auf einem Bauchgefühl bildest und rate das zu hinterfragen.
Ich bin weit davon entfernt zu glauben, dass unser Justizsystem perfekt ist, aber wenn ich etwas zu kritisieren hätte bei der Bestrafung von Jugendlichen speziell dann, dass es zu lange dauert zwischen Straftat und Prozess, weil gerade Jugendliche sehr schnell Abstand von ihren Taten gewinnen und ein Prozess der ein Jahr später oder gar zwei statt findet ist für einen Jugendlichen fast wie etwas aus einem frühren Leben dass nichts mehr mit ihr/ihm zu tun hat. 6 Monate max. wären da viel besser.
Zusätzlich ist die Opferhilfe unterentwickelt und muss dringend ausgebaut werden, davon hätten die Geschädigten mehr als von einer härteren Bestrafung der Täter und zuletzt fehlt es an Vorbeugung und Aufklärung wie schnell man sich das eigene und das Leben anderer verbauen kann für junge Menschen. Gerade wird wieder an der Jugendförderung eingespart, die das, unter anderem, leisten könnte. Leider höre ich zu oft den Ruf nach härteren Strafen genau aus der Ecke die auch Parteien unterstützt die einen solchen Sparkurs fahren und das macht mich dann unsagbar wütend.
Vielen Dank für deinen klugen und maßvollen Post! Sowas liest man viel zu selten und es erinnert mich daran, wie ich meine eigene Meinung besser formulieren sollte.
Die individuelle Gefährlichkeit hat mit dem Strafmaß aber nicht ausschließlich etwas zu tun. Dies spielt insbesondere bei der Erörterung der §§ 63, 64, 65 i.V.m. 20, 21 StGB eine Rolle. Also die Frage, ob die Beschuldigten eine geistige Krankheit haben aufgrund derer oder auch ohne diese eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen. In solchen Fällen sind Sicherheitsverwahrung und Maßregelvollzug der Weg, obgleich mir nicht bewusst ist, ob SVR bei Jugendlichen eine Option ist.
Ich bin der Meinung, dass gerade bei schweren Verbrechen, die Jugendstrafe dem Strafmaß bei Volljährigkeit angepasst gehört. Tut mir leid, aber bei Mord zieht die Argumentation “es sind doch noch Kinder” nicht mehr. Wir leben in keinem Land, in dem Kinder durch Traumatisierung zu Kindersoldaten gemacht werden. Jeder sozialisierte Teenager weiß, das Mord schlecht ist. Ich habe eher das Gefühl, dass gerade bei den Leuten, die den deutschen Rechtsstaat nicht ernst nehmen, die Überzeugung überwiegt, dass man noch schnell eine Straftat begehen kann, solange man als Konsequenz nur “einen Klapps auf die Hand” bekommt. Und solch eine Denkweise gehört es zu unterbinden.
Zehn Jahre Gefängnis sind kein “Klapps auf die Hand”.
Glaubst du ernsthaft ein relevanter Teil der jugendlichen Straftäter denkt so? “Ahh jetzt noch schnell einen Mord begehen, so günstig komme ich nicht mehr weg. Was sind schon zehn Jahre, außer die gesamte Zeit meines Lebens seit dem ich im Kindergarten war”
Nein, aber da ein Teil der Straftäter schon vorbestraft ist, glaub ich das hier schon.
Und im Generellen, wer Mord begeht, dem traue ich solche Gedankenspiele zu. Weswegen ich gesagt habe, dass gerade bei Mord die Haftstrafe angepasst werden sollte.
Und das kannst weder du noch ich, noch sonst wer aus einem zweiminütigen Zeitungsartikel beurteilen. Deswegen gibt es Gerichte, Kriminalpsychologen usw. Die mutmaßlichen Täter sind in U-Haft. Wenn sie wegen Mord verurteilt werden, dann sind sie bis zu 10 Jahre im Gefängnis. In dem Fall wären für einen 15 Jährigen 40% seines Lebens Gefängnis gewesen. Eher 50% wenn man die frühe Kindheit mit kaum Erinnerungen weglässt.
Wie willst du denn wissen können, dass das keine erhebliche Auswirkung auf das Verhalten haben wird?
Kann ich natürlich nicht wissen. Allgemein ist mein Eindruck aber, dass die Rechte der Täter oft schwerer gewichtet werden als die Rechte der Opfer.
Ich hab dich hochhewählt, weil ich dir nicht zu stimme. Du drückst aber eine Meinung aus, die ich schon länger Mal ausfragen wollte.
Wenn ein Täter zu einer (deiner Meinung nach) zu geringen Haftstrafe verurteilt wird, welches Recht der Opfer wird damit eingeschränkt?
Das Recht des nächsten Opfers friedlich zu leben.
Schau dir die Rückfallquoten an in Ländern die auf Straffe und Länder die auf Resozialisierung setzen.
Da die Opfer tot sind, kann es keine 1 zu 1 Gerechtigkeit geben, außer wir würden wieder die Todesstrafe einführen, wovon wir zum Glück weit entfernt sind.
Aber es wird nicht gerechter, wenn Menschen den Rest ihres Lebens im Gefängnis verbringen, wegen Taten, die sie als Jugendliche begangen haben. Jeder der sich noch an seine eigene Jugend erinnern kann, oder regelmäßig mit Jugendlichen zu tun hat, weiß, dass diese noch ziemlich viel Entwicklung vor sich haben.
Deswegen brauchen wir ein Jugendstrafrecht. Und um der individuellen Entwicklung Rechnung zu tragen, gibt es auch die Übergangszeit von 18-21 wo Täter nach Jugend- oder Erwachsenemstrafrecht beurteilt werden können.
Jugendliche sind einfach noch nicht voll schuldfähig. Und es ist wichtig, die Schuldfähigkeit zu berücksichtigen, etwa auch bei psychisch kranken Tätern.
Doch, es wäre tatsächlich gerechter. Immerhin haben sie einem anderen Menschen das Leben komplett genommen.
Das längere Strafen nicht zielführend, und wir zudem noch den Entwicklungsstand von Tätern Rechnung tragen, sind ist eine andere Sache, die aber den reinen Gerechtigkeitsbegriff nicht antastet.
Ehrlich gesagt, Mörder sind Mörder. Schwierig, aber ich bin trotzdem für härtere Strafen. Gutes Beispiel für die Problematik ist zum Beispiel der Film “blood diamonds.”
https://de.m.wikipedia.org/wiki/Blood_Diamond
Da geht es um Kinder Soldaten in Afrika…
Stimmt alles was du schreibst. Trotzdem will ich nicht, dass Leute, die in einer Nicht-Notwehr-Situation andere Menschen mit einem Messer bedrohen, verletzen oder so wie hier sogar töten frei rumlaufen dürfen, wenn eine realtische Gefahr besteht, dass sich deren Handlungen wiederholen könnten.
Und diese Einschätzung obliegt den Gerichten, die sich dafür entsprechenden Sachverständigen bedienen.
Es ist gut, dass das so geregelt ist. Bei der Abwägung zwischen den Rechten des Täters und den Rechten der restlichen Bevölkerung finde ich jedoch, dass die Rechte des Täters zu oft zu stark gewertet werden.
An wievielen Prozessen hast du als Beobachter schon teilgenommen? Was weisst du über den Strafvollzug bei Jugendlichen?
Oft entsteht dein Eindruck bei Bürgern, weil das Strafverfahren eine Blackbox darstellt wo du als Zeitungsleser nur die Straftat und am Ende die Höhe der Strafe mitbekommst (oft erfährt man auch nur die Hauptstrafe und nicht die zusätzlichen, oft erheblichen, Auflagen) aber nicht was zwischen drin alles besprochen wurde, wieviele Menschen und wieviel Fachwissen an der Entscheidungsfindung beteiligt waren, wie hart die Konfrontation mit der Tat im Gericht oft verläuft, noch was nach dem Urteil passiert wenn die Strafe vollzogen wird. Von all denen die sich später nie mehr etwas zu schulden kommen lassen hört man selbstverständlich dann erst recht nichts, also wird der Erfolg der Strafmassnahmen, die du als zu gering ansiehst, für dich auch nicht deutlich.
Ich empfehle sich mal in Gerichtsverhandlungen zu setzen und sich das anzuhören, bei Prozessen mit Jugendlichen ist Publikum allerdings oft ausgeschlossen.
Ansonsten, wenn du vom ganzen Prozess der Ermittlung der Straftat, dem Strafprozess und der Ausführung der Strafe keinen Schimmer hast, finde ich es schwierig wenn du deine Meinung nur auf einem Bauchgefühl bildest und rate das zu hinterfragen.
Ich bin weit davon entfernt zu glauben, dass unser Justizsystem perfekt ist, aber wenn ich etwas zu kritisieren hätte bei der Bestrafung von Jugendlichen speziell dann, dass es zu lange dauert zwischen Straftat und Prozess, weil gerade Jugendliche sehr schnell Abstand von ihren Taten gewinnen und ein Prozess der ein Jahr später oder gar zwei statt findet ist für einen Jugendlichen fast wie etwas aus einem frühren Leben dass nichts mehr mit ihr/ihm zu tun hat. 6 Monate max. wären da viel besser.
Zusätzlich ist die Opferhilfe unterentwickelt und muss dringend ausgebaut werden, davon hätten die Geschädigten mehr als von einer härteren Bestrafung der Täter und zuletzt fehlt es an Vorbeugung und Aufklärung wie schnell man sich das eigene und das Leben anderer verbauen kann für junge Menschen. Gerade wird wieder an der Jugendförderung eingespart, die das, unter anderem, leisten könnte. Leider höre ich zu oft den Ruf nach härteren Strafen genau aus der Ecke die auch Parteien unterstützt die einen solchen Sparkurs fahren und das macht mich dann unsagbar wütend.
Vielen Dank für deinen klugen und maßvollen Post! Sowas liest man viel zu selten und es erinnert mich daran, wie ich meine eigene Meinung besser formulieren sollte.
Die individuelle Gefährlichkeit hat mit dem Strafmaß aber nicht ausschließlich etwas zu tun. Dies spielt insbesondere bei der Erörterung der §§ 63, 64, 65 i.V.m. 20, 21 StGB eine Rolle. Also die Frage, ob die Beschuldigten eine geistige Krankheit haben aufgrund derer oder auch ohne diese eine Gefahr für die Allgemeinheit darstellen. In solchen Fällen sind Sicherheitsverwahrung und Maßregelvollzug der Weg, obgleich mir nicht bewusst ist, ob SVR bei Jugendlichen eine Option ist.
Ich bin der Meinung, dass gerade bei schweren Verbrechen, die Jugendstrafe dem Strafmaß bei Volljährigkeit angepasst gehört. Tut mir leid, aber bei Mord zieht die Argumentation “es sind doch noch Kinder” nicht mehr. Wir leben in keinem Land, in dem Kinder durch Traumatisierung zu Kindersoldaten gemacht werden. Jeder sozialisierte Teenager weiß, das Mord schlecht ist. Ich habe eher das Gefühl, dass gerade bei den Leuten, die den deutschen Rechtsstaat nicht ernst nehmen, die Überzeugung überwiegt, dass man noch schnell eine Straftat begehen kann, solange man als Konsequenz nur “einen Klapps auf die Hand” bekommt. Und solch eine Denkweise gehört es zu unterbinden.
Zehn Jahre Gefängnis sind kein “Klapps auf die Hand”.
Glaubst du ernsthaft ein relevanter Teil der jugendlichen Straftäter denkt so? “Ahh jetzt noch schnell einen Mord begehen, so günstig komme ich nicht mehr weg. Was sind schon zehn Jahre, außer die gesamte Zeit meines Lebens seit dem ich im Kindergarten war”
Nein, aber da ein Teil der Straftäter schon vorbestraft ist, glaub ich das hier schon. Und im Generellen, wer Mord begeht, dem traue ich solche Gedankenspiele zu. Weswegen ich gesagt habe, dass gerade bei Mord die Haftstrafe angepasst werden sollte.