• Guenther_Amanita@feddit.de
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    1 year ago

    dass sie allgemein sehr schnell auf Input von außen anspringen. Aber sie brauchen anscheinend länger für die Verarbeitung.

    Wir nehmen deutlich mehr “Rohdaten” wahr, aber das sind oft so viele, dass man sie nicht zusammenwerfen kann.

    Ein Essen im Restaurant klingt dann wie ein Wasserfall, ähnlich, wie wenn man 30 YouTube-Browsertabs offen hat und alle Videos gleichzeitig abspielen.

    Wie können Patientinnen und Patienten im Alltag Reizüberflutung vermeiden?

    Die Tipps waren gut, aber auch nicht sehr konkret.

    Am meisten helfen aber Medikamente (Amphetamine zum Beispiel). Diese stellen den Reizfilter idR. wieder etwas auf ein Durchschnittslevel wieder her. Der mangelnde Filter kann einen in unserer reizüberströmten Welt absolut auslaugen, und die Medikamente geben einem die Kraft, unbeschadeter durch den Alltag zu kommen.

    Mehr Pausen (zum Nichtstun) sind auch notwendig. Wenn wir doppelt so schnell arbeiten, sollten wir auch doppelt so viel Pause machen dürfen. Juckt den AG aber wenig. Man darf halt Pause nicht direkt mit Handy verbinden, den Fehler mache ich selbst andauernd, siehe jetzt. Dann schaltet man während der Pause nicht sonderlich ab.


    Insgesamt sind Neurodiversitäten (Autismus, ADHS, etc.) keine Krankheiten, nur ein Anderssein.

    Vor 5000 Jahren wären wir die absoluten Überficker gewesen. Jeden knackenden Ast und jedes Detail wahrzunehmen und dabei extrem schnell zu handeln ist ein riesen Überlebensvorteil.
    In der U-Bahn macht einen diese Fähigkeit aber krank…

    • Lhianna@feddit.de
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      1 year ago

      Für den Reizfilter helfen mir die Medikamente nicht so sehr, ich bin aber auch zusätzlich autistisch. Da sind Ohrenstöpsel, Hut und Sonnenbrille deutlich hilfreicher.

      Sie helfen aber eindeutig mit Antrieb und Konzentration.

      • flora_explora@beehaw.org
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        1 year ago

        Ohrstöpsel oder noise cancelling Kopfhörer sind bei mir auch immer Pflicht sobald ich das Haus verlasse. Bin trotzdem jedes mal k.o. nach Zugfahrten etc.

        • Lhianna@feddit.de
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          1 year ago

          Ja, das bin ich auch. Es hilft ein wenig wenn ich vor irgendwelchen Vorhaben ordentlich ausruhe, ruhige dunkle Umgebung und so. Dann brauche ich meistens nur einen Tag anschließend zum Erholen.

          • flora_explora@beehaw.org
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            1 year ago

            Da kommt schon einiges zusammen:

            • Soziale Ängste weil Menschenmengen, Leute gucken mich komisch an, sehr viele Eindrücke, etc
            • Züge könnten ausfallen --> mehr Ängste
            • Züge kommen zu spät, Alternativen überlegen, es ist unsicher, was als nächstes passiert
            • Sehr laut, ich kann den Gesprächen von anderen selbst mit NC oft nicht komplett ausweichen
            • Leute verhalten sich oft rücksichtslos gegenüber anderen --> emotionale Trigger
            • Es stinkt (Klogeruch, Urin, Schweiß, Deo, Parfum)
            • Stickige Luft, besonders fies auch neue Züge, wo Sitzbezüge noch Chemikalien ausdampfen (ist bei der Linie, die ich viel fahre leider so)
            • Es ist dreckig
            • Ich kriege es meistens nur gerade so zum Zug geschafft, deshalb bin ich dann oft außer Atem und stark am schwitzen
      • Guenther_Amanita@feddit.de
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        1 year ago

        Same. Aber bei mir erzeugen die, wenn ich mich fokussiere, einen Tunnelblick, wodurch ich manche Sachen leichter ausblenden kann. Ich merke schon, wie die Welt um mich herum etwas stiller wird, wenn sie wirken.

        Was auch noch hilft ist Magnesium, Lithium (als Supplement) und Ballaststoffe.
        Bei den ersten beiden macht mich ein Mangel sehr überreizt (bedingt durch einen anderen Ionenaustausch zwischen den Nerven), und Ballaststoffe sind die Grundbausteine für Darmbakterien, um Serotonin und GABA zu erzeugen, wovon viele Neuroatypische sehr sensibel reagieren und ein Ungleichgewicht einige der klinischen Leidenssymptome verursachen kann.

    • flora_explora@beehaw.org
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      1 year ago

      Mir hilft tatsächlich kiffen richtig gut. Vor irgendwelchen reizüberflutenden Veranstaltungen, Parties, etc rauche ich meist einen und danach kann ich mich dann viel besser auf das eigentliche Event konzentrieren statt kurz vor shutdown oder Angstattacke in der Ecke zu kauern. Ich setze das mittlerweile sehr gezielt ein und rauche sonst eigentlich auch nie.

      ADHS Medikamente waren bei mir so medium wirksam, aber mein Problem damit war eher, dass ich seit knapp 2 Jahren auf Diagnose-Plätze bzgl ADHS und Autismus warte. Und daher hab ich die Medis nur auf Privatrezept bekommen und dann aber mit sehr wenig Beratung bzw irgendwelcher Einstellung von Dosen oder so. Echt ätzend.

  • branchial@feddit.de
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    1 year ago

    Ich fühle das. Dauert manchmal ewig bis ich alles kombiniert habe. Ich habs gehört, ich habs gesehen, es ist angekommen und liegt nun im Buffer und wartet auf Weiterverarbeitung. Gib mir einen Moment. Dann kann ich drauf reagieren.

    Oder wenn ich Frage ob du das nochmal wiederholen kannst, bitte tu genau das und füge nicht noch mehr hinzu, es lag nicht daran das ich den Sinn nicht verstanden habe, sondern an einem internen Bufferoverflow.

    Gott segne meine Frau für ihre Geduld. Ich liebe sie.

  • Lemmchen@feddit.de
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    1 year ago

    Sie sagten, die meisten Kinder mit ADHS weisen im Erwachsenenalter weiterhin Symptome auf. Kann die Störung bei Erwachsenen auch neu auftreten?

    Nein. Zwischenzeitlich glaubte man das. Da haben ein paar große Kohortenstudien für viel Wirbel gesorgt. Als man die Kohorten dann aber noch mal genauer unter die Lupe nahm, wurde deutlich, dass die Studien Schwächen hatten. Inzwischen besteht der wissenschaftliche Konsens: ADHS ist eine Entwicklungsstörung, die spätestens im frühen Jugendalter zu Tage tritt. Es kann höchstens durch ein Schädel-Hirn-Trauma oder eine schwere Infektion des Gehirns zu ähnlichen Symptomen kommen, aber das ist dann keine ADHS im eigentlichen Sinn.

    Sehr interessant, aber irgendwie widerspricht das meiner persönlichen Erfahrung im Freundes- und Bekanntenkreis.

    • Guenther_Amanita@feddit.de
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      1 year ago

      Es wächst sich nicht raus, man wird nur besser, seine Eigenheiten vor der Gesellschaft zu verbergen.

      Ob das so gesund ist, auf Dauer auf normal zu tun, ist halt die andere Frage.

      • Lemmchen@feddit.de
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        1 year ago

        So verstehe ich den Absatz nicht. Ich lese ihn so, dass Erwachsene kein ADHS bekommen können, wenn sie es nicht bereits im Kindesalter hatten.

        • Lhianna@feddit.de
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          1 year ago

          So steht es in den Diagnosekriterien, ja. Persönlich denke ich, dass viele Menschen im Kindesalter und jungen Erwachsenenjahren ihre Probleme noch auffangen können, irgendwann aber einfach ausbrennen und dann zusammenbrechen.

    • flora_explora@beehaw.org
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      1 year ago

      Die ärztliche Meinung (nicht die wissenschaftliche) ist ja aber auch immer noch fälschlicherweise der Meinung, dass nur hyperaktive Jungs ADHS haben. Selbst heute haben die meisten Diagnose-Bögen zum Großteil nur Fragen, die darauf abzielen. Das war damals nur noch schlimmer. Oder Leute wurden dann halt mit anderen Diagnosen abgestempelt, Borderline, Hochbegabung, etc.

      Und wie dir eine andere Person schon geantwortet hat, ADHS kann sich ja auch nicht nur durch Hyperaktivität bemerkbar machen. Ich merke meist, dass mein Gehirn einfach gaaaaanz viel Stimulation braucht. Ob ich mir die durch Bewegung oder durch mentale Betätigung hole, ist oft nicht so entscheidend. Aber damals in der Schule war ich sehr brav und ängstlich. Da war die einzige Art der Stimulation halt tagträumen etc. Mittlerweile habe ich gelernt nicht mehr so viel zu masken, also mich weniger stark zu verstellen, und kann daher auch viel meine Hyperaktivität nach außen bringen.

    • PepeLivesMatter@lemmy.today
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      1 year ago

      Viele Fälle von ADHS-Diagnoses im Erwachsenenalter sind vermutlich nur Spätdiagnosen. D.h. die betroffenen hatten es bereits im Kindesalter, haben es aber irgendwie geschafft, über die Runden zu kommen, bis irgendwann halt einmal die Luft raus war.

      Bei mir lief es auch so.

    • Black Cat@feddit.de
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      1 year ago

      Es ist ja so, dass man als Kind und Jugendliche*r noch ein starres Gerüst durch die Schule und Vorgaben der Eltern hat. Besonders dem unaufmerksamen Typ, der ja nicht durch Hyperaktivität auffällt, fällt es leichter, sich daran entlangzuhangeln. Viele merken dann erst im Studium, dass da was nicht richtig läuft bei ihnen. Dadurch könnte dieser Eindruck entstehen.

  • Black Cat@feddit.de
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    1 year ago

    Okay, ich habe jetzt 12 Minuten gebraucht, um den Artikel mit 8 Minuten Lesezeit zu lesen und habe währenddessen dreimal über andere Dinge nachgedacht. Aber ich habe es geschafft, den Impuls zu unterdrücken, zwischendurch aufzustehen und das Zimmer zu verlassen, um etwas nachzugucken. Inzwischen habe ich allerdings auch vergessen, was ich nachgucken wollte.

    Das mit den Sinnesreizen ist ja nun nix neues. Schon als Kind habe ich es gehasst, wenn beim Essen das Radio lief: vor mir Unterhaltungen, hinter mir Gebrabbel. Wie soll man da klarkommen? Zum Glück haben sich meine Eltern früh überzeugen lassen, beim Essen dann das Radio auszuschalten.
    Aber ich habe immer noch Probleme, mich zu konzentrieren wenn im Hintergrund irgendwas deutschsprachiges stattfindet. Vor ein paar Tagen: mein Vater gibt mir eine Zeitung: “Hier, lies mal den Artikel!”. Ich fange an zu lesen, meine Eltern beginnen eine Unterhaltung miteinander. Nach mehreren Versuchen musste ich ihnen mitteilen, dass ich den Artikel nur lesen kann, wenn sie bitte mal die Klappe halten. Zwei überraschte Pikachus blickten mich an. Und das nach Jahrzehnten mit zwei AD(H)S-Kindern…

    • j4yt33@feddit.de
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      1 year ago

      Hast du Probleme damit, Leute zu verstehen wenn der Hintergrund sehr geräuschig ist? Ich komme damit gar nicht klar. Genauso, wenn ich mit meiner Freundin im Auto bin kann ich mich schwer konzentrieren, wenn sie mit mir spricht und ab und zu das Navi dazwischen redet. Lenkt mich nicht nur ab sondern verursacht wirklich Stress. Ich Frage mich ob das “normal” ist oder Anzeichen für ADD sein könnte. Erkennst du dich da wieder?

      • flora_explora@beehaw.org
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        1 year ago

        Sehr schwer, nur anhand von ein paar Zeilen von einer fremden Person im Internet irgendwelche Rückschlüsse auf sowas zu ziehen. Das wird dir hier niemand sagen können. Die meisten Symptome von ADHS und Autismus sind zudem meist halt auch in der neurotypischen Bevölkerung vertreten, nur nicht so gehäuft. Zudem wir auch einfach in einer eh schon reizüberflutenden Zeit leben, die auch neurotypische Menschen oft fertig macht. Und außerdem gibt es sehr viele Überschneidungen von Symptomen mit verschiedensten mentalen Problemen (Depressionen, Angststörungen, etc), die ja aber auch gleichzeitig oft komorbid mit ADHS und Autismus sind.

        Vielleicht kannst du stattdessen hier ein paar Ressourcen und infos bekommen und die dann durchgehen, um zu schauen, wie du dich da wiederfindest. Finde diese Seite hier super, da gibt es auch so recht ausführliche Tests zur Selbsteinschätzung: adxs.org

        • j4yt33@feddit.de
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          1 year ago

          Guter Punkt. Ich habe alle Tests gemacht, wie immer gibt es mir gewisse Hinweise, nur was ich damit jetzt anfange, weiß ich nicht. Aber die Ergebnisse sind erstmal gespeichert, mal schauen

          • flora_explora@beehaw.org
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            1 year ago

            Hm, dir kann niemand wirklich sagen, ob di ADHS hast oder nicht, außer irgendwelche Psycholog:innen, die sich damit auskennen. Aber das wichtigste ist ja auch nicht ne Diagnose, sondern du kannst für dich selbst ja schauen, wo du einen tatsächlichen Leidensdruck wahrnimmst. Das kann natürlich sich auch recht verschieden ausdrücken. Und wenn du merkst, dir gehts nicht gut mit etwas, dann würde ich versuchen, mir darüber mehr infos zu holen. ADHS, Autismus und andere Diagnosen sind ja nur Hilfskonstrukte, damit wir uns darüber besser verständigen können und Menschen die Hilfe erhalten, die sie benötigen.

      • Black Cat@feddit.de
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        1 year ago

        Im Sinne von “akustisch verstehen” habe ich keine Probleme damit. Es ist die Schwierigkeit, mich zu konzentrieren. Mein Hirn weiß nicht, was wichtiger ist, welchen Reizen es folgen soll. Deshalb hatte ich auch “deutschsprachig” geschrieben. Stell’ einen spanischen Radiosender ein und ich habe keine Problem damit, mich auf eine Unterhaltung zu konzentrieren, weil ich das Hintergrundgebrabbel eh nicht verstehe.

      • Ooops@kbin.social
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        1 year ago

        Ich erkenne da zwei bekannte von mir wieder. In einem Fall ist es eine rein physiologische Hörstörung, im anderen gab’s eine AVWS-Diagnose.

        Wenn das das einzige Symptom ist, dass dir bei dir auffällt, gibt’s da also durchaus alternative Gründe (auch wenn AVWS in Verbindung mit -aber eben auch ohne- AD(H)S auftreten kann).